Abstrakte Fotografie - “intentional camera movement (ICM)” - Kate Fish PhotoWalks (2024)

überarbeitet 3.6.2024

Die Schönheit unscharfer Bilder

Hast du Freude an abstrakten Fotos? Um die erstaunlich schönen abstrakten Bilder zu bekommen, musst du nur die Kamera während der Aufnahme bewegen. Da es keinen guten deutschen Begriff dafür gibt, lasse ich es beim Englischen „intentional camera movement“ kurz ICM für diese Technik.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie das vor Jahren war, bevor ich ernsthaft mit der Fotografie begann. Da war die Schärfe meiner Bilder ein absolutes Gütekriterium. Geht es dir da genauso?

Das bewusste Bewegen der Kamera befreit mich vom Streben nach ultrascharfen Bildern und setzte viel Kreativität frei. Der Zufall kommt auch ins Spiel. Du kannst die Kamera in jede beliebige Richtung bewegen. Von den Millionen Möglichkeiten gibt es drei, die mir am meisten Spaß machen. Die möchte ich dir heute vorstellen.

Neben vielen Fotoaufgaben zur ICM gibt es auch jedes Jahr zwischen Weihnachten und Silvester meinen 2-Tages Workshop „Kreativ mit der Kamera„.

Dort lernst du mit viel Spaß nicht nur ICM sondern auch Glaskugelfotografie und andere kreative Fototechniken wie die Herzchen im nebenstehenden Foto.

Zum Kurs zwischen den Jahren

3 Arten der ICM Kamerabewegung

1. Zoom Burst

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Die Erste wird Zoom Burst oder Zooming genannt. (Das deutsche Wort „Brennweitenverstellung“ ist so lang und sperrig, dass ich es nicht benutze. 😉)

Die Technik ist einfach. Du drehst an deinem Zoom-Objektiv während du belichtest.

Das ist nicht wirklich eine Kamerabewegung, weil nur das Objektiv bewegt wird. Hältst du hingegen das Objektiv deiner Kamera fest und drehst die Kamera, gibt es andere spannende Effekte. Ich drehe am liebsten am Zoom.

Zoom Burst funktioniert am besten, wenn du ein farbenfrohes Objekt nimmst, wie diese Birke mit gelben Herbstblättern.

Symmetrische Objekte, z.B. Blüten mit kräftigen Farben in andersfarbiger Umgebung eignen sich hervorragend, aber selbst Motorräder im Abendlicht können zum Objekt werden.

Beispiele für ICM Zoom Burst

Wie viel und wie schnell du dein Objektiv drehst, bestimmt, wie das Bild aussehen wird. Verdirb dir bitte den Spaß nicht durch zu viel Berechnung. Spiele einfach damit und ich bin sicher, du wirst mit jedem Versuch ein einzigartiges Bild bekommen.

Das Licht sollte nicht zu grell sein, weil du eine längere Verschlusszeit benötigst, um das Objektiv während der Belichtung drehen zu können. Beste Zeiten für diese Art von Experiment sind die blaue und goldene Stunde kurz vor und nach Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang. Gewächshäuser sind auch gut, weil sie etwas Licht herausnehmen, aber noch genug zum Spielen übrig lassen.

Tagsüber kannst du einen Graufilter benutzen, um längere Belichtungszeiten zu erhalten. Lies meinen Blog-Artikel: Welchen Graufilter (ND Filter) brauchst du? falls du noch keinen hast.

Technische Einstellungen

Hier ein paar technische Einstellungen als guter Ausgangspunkt:

  • Setze die ISO auf die kleinste Zahl, die deine Kamera erlaubt.

Meistens ist es ISO 100. Dies verringert die Lichtempfindlichkeit Deiner Kamera und ermöglicht längere Verschlusszeiten.

  • Verwende eine lange Verschlusszeit, um den Effekt der Drehung deutlich zu sehen.

Für Zoom Burst Bilder fotografiere ich im manuellen Modus. Dabei mache ich die Blende möglichst weit zu. Ich überprüfe mit Hilfe des Histogramms die Belichtung und vor allem auf ausgeblichene Bereiche. Wenn das Bild zu hell ist, ist eine kürzere Verschlusszeit erforderlich. Das ist meist schwierig, da dann nicht genug Zeit zum Drehen ist. 0,8 bis 2s Belichtungszeit sind für mich optimal. Wenn das Bild zu dunkel ist, ist Platz für eine längere Belichtungszeit und das Objektiv kann langsamer gedreht werden. In der Nachbearbeitung passe ich die Helligkeit noch einmal ein wenig nach meinem eigenen Geschmack an.

Ein Graufilter (ND “neutral density” Filter) reduziert das einfallende Licht und ermöglicht somit eine längere Belichtung und mehr Zeit zum Drehen des Zoomobjektivs. Er hilft dir starke Überbelichtung zu vermeiden. Ich empfehle dir mindestens einen ND-Filter in Deiner Ausrüstung zu haben. Falls Du noch keinen hast, findest du meine Empfehlungen in meinem Blog-Artikel: Welchen Graufilter (ND Filter) brauchst du? Für Zoom Burst nutze ich meist einen leichten ND-Filter, um etwas Sonnenlicht herauszufiltern, aber trotzdem noch den Autofokus zu benutzen.

  • Benutze ein Stativ, wenn du einen gleichmäßigen Effekt erzielen möchtest

Ich habe die meisten meiner Zoom Burst Bilder aus der Hand aufgenommen. Aber gerade wenn du lange Belichtungszeiten nutzt, entstehen schnell Schlangenlinien oder starke Verwischungen durch unbewusste zusätzliche Bewegung. Dann ist ein Stativ hilfreich.

Vergiss aber nicht den Bildstabilisator auszuschalten, sobald du die Kamera auf dem Stativ hast. 😉 Auch wenn es bei dieser Art von Bildern keine allzu große Rolle spielen dürfte, ist es absolut hilfreich eine Routine zu entwickeln, die darin besteht, den Bildstabilisator auszuschalten, sobald die Kamera auf’s Stativ kommt und ihn wieder einzuschalten, sobald du sie wieder runter nimmst.

  • Fokussiere mit dem Autofokus auf dein Objekt

In der Regel reicht es mit deinem Autofokus auf dein Objekt zu fokussieren. Bei manchen Kameras musst du jedoch manuell fokussieren, damit sie dir ein Drehen des Objektivs während der Aufnahme erlauben.

2. Panning /motion blur oder Mitzieher ICM

Das Drehen eines Zoomobjektivs ist jedoch nur eine Möglichkeit für ICM. Meine zweite Lieblingsmöglichkeit besteht darin, die Kamera einfach während der Aufnahme in eine bestimmte Richtung zu bewegen.

Diese Technik wird häufig verwendet, um ein Gefühl für Geschwindigkeit um ein sich bewegendes Objekt herum zu erzeugen. Dabei wird die Kamera mit dem Objekt so bewegt, dass der Hintergrund unscharf wird. Deshalb der deutsche Begriff „Mitzieher“ Ohne das sich bewegende Objekt lassen sich wunderbar abstrakte Bilder erzeugen.

Viel Spaß beim Spielen mit Belichtungszeit und Bewegungsgeschwindigkeit am besten morgens und abends. Die Bilder hier habe ich am frühen Morgen am Strand von Mawgan Porth in Cornwall gemacht.

Wenn du es ausprobierst, wirst du erstaunt sein, wie unterschiedlich die Bilder sind, die du an einem einzigen Strand innerhalb ganz kurzer Zeit produzieren kannst.

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Strand, Meer und Himmel geben ein fantastisches Farbspektrum. Am besten ist es mit hohe Wellen, vielen Wolken oder leichten Farbveränderungen am Strand oder noch besser alles zusammen.

Eine längere Belichtung ergibt leichtere luftigere Bilder. Ein schnelleres Tempo führt zu einer stärkeren Unschärfe der Farben, wodurch an einem bestimmten Punkt fast gerade Linien entstehen.

Ich habe die Kamera für mein erstes Bild nur wenig bewegt wodurch die Form der Flussmündung noch gut erkennbar ist. In den nächsten Bildern habe ich dann viel schnellere Bewegungen verwendet.

Die Kamera gerade zu halten funktioniert gut für diese Art von Bildern.

Ich habe nie ein Stativ verwendet, um meine Kamera perfekt gerade zu halten. Aus der Hand war für mich immer gut genug. So lange einzelne Menschen und keine große Menschenmengen im Bild stehen, macht das gar nichts. Sie verschwinden einfach in der Unschärfe.

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Es lohnt sich jedoch auch leichte Wellenbewegungen auszuprobieren. Hier ergeben die Schaumkronen der Meereswellen ein zusätzliches Wellenmuster durch die Wellenbewegung der Kamera während der Aufnahme.

Bei starker Sonne und einem strahlend blauen Himmel wie diesem habe ich einen Graufilter verwendet, um ca. 1s Belichtungszeit zu erreichen.

Ganz oft verwende ich ein leichtes bis mittleres Teleobjektiv für diese BeachArt Fotos. Dadurch entfallen Verzerrungen, die ein Weitwinkelobjektiv mitbringen würde.

Wo mache ich solche ICM Fotos?

Natürlich am Strand, aber das Beste an der Küste ist, dass du nicht mal am Strand stehen musst.

Wanderungen auf dem South West Coast Path sind oft Klippenwanderungen. Meine Blog-Arikel zu den Bedruthan Steps und den 6 besten Fotolocations Südwestenglandsund zur Lizard Halbinsel erzählen mehr davon. Oder lasse dich durch meine Fotowanderreise nach Cornwall inspirieren.

Das folgende blau in blau Bild ist auf einer Wanderung von Babbacombe (ausgesprochen Babbacum) nach Teignmouth entstanden. Letztere ist eine kleine Küstenstadt mit Pier, Leuchtturm, preisgekrönter Kunstgalerie von Laura Wall, sowie gutem Essen und angenehmen B & Bs.

Das ICM Bild zeigt die Mischung der Farben, die durch die Wassertiefe und die Wolkenschatten hervorgerufen werden.

Ein Polarisationsfilter hat hier die Farben des Wassers und das Blau des Himmels noch verstärkt, indem er die Spiegelung an der Wasseroberfläche entfernte.

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Zu viele größere Einzelobjekte mit stark kontrastierenden Farben zum Hintergrund funktionieren möglicherweise nicht so gut, aber auch da kommt es aufs Ausprobieren an.

Geht das auch vertikal?

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Natürlich kannst du die Kamera auch von oben nach unten oder umgekehrt bewegen. Besonders gut ist das bei Bäumen und Birken mit ihren weißen Stämmen sind mein Lieblingsobjekt.

Oft ist das wegen des hohen Kontrastes zwischen dem Himmel und dem auf Augenhöhe liegenden Objekt viel schwieriger. Manchmal reichen 1/2 s Belichtungszeit für eine schöne Verwischung.

Nichtsdestotrotz geht es hierbei um Kreativität und nicht um ein technisch perfektes Foto.

Der Spaß steht bei diesen Experimenten im Vordergrund und da kann sich auch eine Insel im See als vertikalen Mitzieher mit fast weißem Himmel sehen lassen.

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3. Bewegen der Kamera in Mustern

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Wenn du die Kamera einfach wild hin und her schwenkst, wirken die Bilder oft chaotisch. Bewegst du die Kamera hingegen in einem Muster, kann es ganz interessante Effekte geben.

Am einfachsten ist es Vierecke in die Luft zu zeichnen. Dadurch werden alle Linien im Bild nach links und rechts und oben und unten verrückt.

Das geht besonders gut mit Gebäuden, die klare Linien haben.

Auch hier, wie bei allen meinen Lieblings-ICM Techniken, wirken kräftige Farben besonders schön.

Die bekommst du oft während der goldenen oder blauen Stunde, wenn z.B. Gebäude angestrahlt werden oder die Straßenlaternen den Vordergrund beleuchten.

Um genügend Zeit für ein mehrfaches „Malen“ eines Vierecks in der Luft zu haben, brauche ich Belichtungszeiten von ca. 6-10 Sekunden.

Damit dein Foto bei dieser langen Belichtungszeit nicht überbelichtet ist, darf es abends schon recht dunkel sein oder du behilfst dir mit einem Graufilter.

Für diese Art der Kamerabewegung habe ich noch nie ein Stativ verwendet, aber meine Bewegungen ein wenig trainiert, damit sie gleichmäßiger werden.

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Meine Fotoaufgaben: Kamerabewegung für tolle Effekte – mach mit! und Mach mit! – Fotoaufgabe: ICM mit Minimalbewegunghat viele zum Mitmachen und Ausprobieren von unscharfen Fotos mit kreativer Kamerabewegung angeregt. Schau auch dort und hier in den Kommentaren und lass dich inspirieren.

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Wie immer freue ich mich sehr über Kommentare. Teile doch deine Erfahrungen mit diesen Techniken hier mit Anderen. Auch deine Fragen beantworte ich dir gerne.

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren von ICM und Freude an den entstandenen Bildern.

Die Kate

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